Kunst vs. Wissenschaft?

science talk

mit dem Künstlerkollektiv Unit 404, Benjamin Heidersberger, Dr. Susanne Päch, Dr. Birgitta Coers, Prof. Dr. Berit Andronis, Dr. Burkhard Krüger und Giuliano Scollo

Stell dir vor, Kunst und Wissenschaft treten gegeneinander an – zwei Welten, die auf den ersten Blick kaum unterschiedlicher sein könnten, aber beide die Kraft haben, die Welt zu verändern. Doch was passiert, wenn sie aufeinandertreffen? Was können sie voneinander lernen und wie beeinflussen sie sich gegenseitig?In unserer Talkrunde "Kunst vs. Wissenschaft" nehmen wir dich mit auf eine Reise durch diese faszinierenden Welten. 

Aber - was ist Kunst und was ist Wissenschaft?

Wissenschaft. Sie ist die Suche nach Wissen, die systematische Erforschung der Natur und der Gesetzmäßigkeiten, die unser Universum regieren – die Wissenschaft. Wissenschaftler:innen nutzen strenge Methoden und bewährte Techniken, um Theorien zu entwickeln und zu testen. Von der Entschlüsselung des menschlichen Genoms bis hin zur Entdeckung ferner Galaxien – Wissenschaft liefert uns die Werkzeuge und das Wissen, um unsere Realität zu verstehen und zu gestalten.

Kunst. Sie ist die Sprache der Emotionen, die Ausdrucksform unserer innersten Gedanken und Gefühle. Der Kanal und gleichzeitig das Medium der Kreativität. Künstler:innen schaffen Werke, die uns zum Staunen, Nachdenken und Fühlen bringen. Ob durch Malerei, Musik, Literatur oder Tanz – Kunst reflektiert unsere Gesellschaft, inspiriert Veränderung und öffnet uns Türen zu neuen Perspektiven.

Eine Roboterhand und eine menschliche Hand berühren sich mit den Zeigefingerspitzen

In dieser Talkrunde stellen wir die Frage: Muss man sich entscheiden? Oder sind Kunst und Wissenschaft zwei Seiten derselben Medaille? Unsere hochkarätigen Gäste aus beiden Bereichen werden darüber diskutieren, wie Kunst die Wissenschaft inspiriert und umgekehrt.

Freue dich auf spannende Diskussionen, überraschende Einblicke und vielleicht die eine oder andere unerwartete Gemeinsamkeit zwischen diesen beiden scheinbar gegensätzlichen Disziplinen.

Sei dabei und finde heraus, ob Kunst und Wissenschaft wirklich Konkurrenten sind oder ob sie Hand in Hand gehen können, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen. 

Der science talk ist eine Kooperation mit Volkswagen Group und findet

  • am Donnerstag, den 8. August 2024

  • um 19:00 Uhr

  • im phaeno Wissenschaftstheater 

statt.

EINTRITT FREI | OHNE VORANMELDUNG

Die Veranstaltungen werden hybrid in Präsenz und als YouTube-Livestream angeboten.

Moderator

Dr. Burkhard Krüger

Burkhard Krüger ist Kunstwissenschaftler und freier Autor. Er arbeitet als Assistenz der Institutsleitung am Institut für Kunstwissenschaft der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig. Zu seinen Forschungsschwerpunkten und -interessen gehören die US-amerikanische Fotografie des 20. Jahrhunderts, (digitale) Sub- und Popkulturen und die Methodengeschichte(n) von Kunstwissenschaft und Kunstgeschichte. 2022 ist sein Buch »Papierne Gespenster Amerikas«. Das US-amerikanische Fotobuch im Diskurs des 20. Jahrhunderts bei Susan Sontag und Henri Cartier-Bresson bei Wilhelm Fink erschienen. Seitdem arbeitet er an Forschungsprojekten zur Geschichte des Graffiti in Braunschweig (1990-2010), an einem Buch zum Videospiel und Internet-Phänomen Fortnite sowie an Ausstellungsprojekten. Im Schlossmuseum Wolfenbüttel ist aktuell die Ausstellung “Alles Kunst – KI schreibt Geschichte(n)” zu sehen, die zusammen mit Laijana Braun, Stella Gilfert und Studierenden der Kunst- und Medienwissenschaften der HBK erarbeitet wurde. 

Speaker:innen

Dr. Berit Andronis

Dr. Berit Andronis ist Professorin im Studiengang Mediendesign an der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften. Geboren in Braunschweig, fühlt sie sich der Region stark verbunden. Mit unermüdlichem Einsatz sucht sie nach innovativen Lehransätzen und vermittelt die Anwendung wissenschaftlicher Methoden in kreativen Prozessen.

Ihr Hauptziel ist es, Studierende zu inspirieren und ihnen zu helfen, ihre eigene Quelle der Inspiration zu entdecken. Für sie bedeutet Design und kreatives Handeln, sich in Feldern zu bewegen, die durch komplexe und dynamische Abläufe geprägt sind. Diese sind komplex, weil sie viele Beschreibungen benötigen, um Situationen darzustellen, und dynamisch, weil sie sich ständig weiterentwickeln und verändern, was eine lebenslange Auseinandersetzung erfordert.

An der Schnittstelle von traditionellem Design, Technologie und Wissenschaft arbeitet sie daran, die Wahrnehmung zu erweitern und die Grenzen der angewandten Kunst neu zu definieren. Ihre Leidenschaft für Bildung, geprägt von Empathie und Beharrlichkeit, hat viele Studierende inspiriert, ihre eigenen Wege zu finden und in ihren Disziplinen neue Grenzen zu überschreiten.

Seit ihrer Promotion konzentriert sie sich besonders auf die angewandte Forschung im Bereich der „kreativen Potenziale“. Ihr Ziel ist es, den Ursprung der Kreativität und des kreativen Handelns zu verstehen.

Dr. Birgitta Coers

Die Kunsthistorikerin promovierte in Marburg mit einer Dissertation über „Pompeji in den Bildkünsten der Moderne“. Nach verschiedenen Stationen am Kunstmuseum Basel, dem Kunstgeschichtlichen Institut der Universität Tübingen, der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek (SLUB) Dresden und dem Landesarchiv Baden-Württemberg ist sie seit 2020 Direktorin des documenta archivs in Kassel. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen auf kunst- und wissenschaftshistorischen Fragestellungen vom 18. bis zum 21. Jahrhundert. Sie hat zahlreiche Aufsätze verfasst und Herausgeberschaften übernommen, unter anderem zu Themen wie der documenta und ihren Akteuren, Emil Nolde und Aby Warburg. Zuletzt veröffentlichte sie den Beitrag „Archive on Stage. Kulturarchive als Orte künstlerischer Intervention und wissenschaftlicher Befragung“ in dem Sammelband „Wissensspeicher der Kultur“ (2024).

Dr. Susanne Päch

Susanne Päch ist Journalistin und Medienwissenschaftlerin. Sie promovierte in Kommunikationswissenschaft und Astronomie-Geschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Nach mehreren Jahren als freie Journalistin für Wissenschaft und Technologie gründete sie ein Beratungsunternehmen. Die mce mediacomeurope GmbH war viele Jahre in der Konzeption und Umsetzung von Content-Angeboten sowie im Projektmanagement tätig, unter anderem für die Deutsche Telekom.

2010 gründete ihre Firma HYPERRAUM.TV, einen medienrechtlich lizenzierten TV-Sender für Wissenschaft und Technologie, den sie als Programmchefin und Chefredakteurin leitet. Darüber hinaus ist sie Autorin mehrerer Sachbücher. Susanne Päch war mit dem Wissenschaftler und Künstler Herbert W. Franke verheiratet, einem Pionier im Bereich der Verbindung von Wissenschaft und Kunst.

2022 gründete sie die “art meets science – Stiftung Herbert W. Franke”, die sich der Erschließung des umfangreichen Manuskript- und Bildarchivs sowie der Übersetzung von Frankes literarischen Werken widmet. Im Juli 2024 organisiert sie in der Akademie der Künste in Berlin den „Generative Art Summit – From Camera to Artificial Intelligence 1954-2024“. Für diese Veranstaltung hat die Stiftung etwa siebzig Pioniere der generativen Kunst aus der ganzen Welt eingeladen, um über vier Tage hinweg einen generationenübergreifenden Dialog zu führen. Zu den Teilnehmern gehören Künstlerinnen und Künstler, die die generative Kunst in den letzten sieben Jahrzehnten maßgeblich geprägt haben, sowie Museumsverantwortliche, Kunsthistoriker und Kunsthistorikerinnen, Sammler und Plattformbetreiber des Web3.0.

Benjamin Heidersberger

Benjamin Heidersberger, 1957 in Braunschweig geboren, studierte Physik, Biologie und Informatik an der TU Braunschweig, jedoch ohne Abschluss. Parallel dazu war er bis 1984 Mitglied der interdisziplinären Künstlergruppe Head Resonance Company in Wolfsburg, die in den Bereichen Architektur, Musik, Performance und Installation tätig war.

Ab 1984 arbeitete Heidersberger in der Computerindustrie, und ab 1987 war er als Journalist tätig, vor allem für das Macintosh Magazin MACup in Hamburg. 1989 war er Mitbegründer der Ponton-Lab GmbH, die als Künstlergruppe unter dem Namen Van Gogh TV auf der documenta 8 und documenta IX (Van Gogh TV - Piazza virtuale, 1993 in Japan sowie mehrfach auf der Ars Electronica interaktive Medien- und TV-Projekte realisierte.

Ab 1998 entwickelte Ponton-Lab die Online-Community Kulturserver für Kunst und Kultur mit 20.000 Künstler:innen, ähnlich den heutigen sozialen Medien. Für das Auswärtige Amt entwickelte und betrieb die Ponton-Lab GmbH von 2000 bis 2010 das offizielle Portal Deutschlands in sechs Sprachen.

Von 1993 bis 1994 lehrte Heidersberger an der Merz-Akademie in Stuttgart die Gestaltung elektronischer Medien. Gemeinsam mit Bernd Rodrian und mit Unterstützung der Stadt Wolfsburg gründete er 2002 in den ehemaligen Atelierräumen seines Vaters das Institut Heidersberger gGmbH zur Archivierung, Aufarbeitung und Publikation von dessen Lebenswerk.

Seit 2012 arbeitet Heidersberger an der algorithmischen Klavierkomposition Pentatonic Permutations, die national und international aufgeführt wurde. Er hat zahlreiche Publikationen veröffentlicht und wurde mehrfach ausgezeichnet, darunter 1993 mit dem Deutschen Medienkunstpreis des ZKM.

Giuliano Scollo

Giuliano Scollo studiert Informatik im Bachelor an der TU Braunschweig und arbeitet am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt im Institut für Verkehrssystemtechnik. Sein Alltag besteht aus den theoretischen Inhalten des Studiums und der praktischen Forschung im Job. Täglich erhält er Einblicke in aktuelle Forschungsthemen zu Verkehr und Infrastruktur.

In den vergangenen Jahren hat er sich mit der Performance-Analyse von Middlewares beschäftigt und einige seiner Ergebnisse veröffentlicht. Derzeit unterstützt er die Arbeit am EU-Projekt GAIAX, das darauf abzielt, ein sicheres, föderiertes Datenökosystem zu schaffen. Dieses System soll die Souveränität der Dateninhaber, Interoperabilität und den Open-Source-Gedanken als Fundament haben, um Daten und Dienste sicher bereitzustellen, zu vernetzen und zu teilen.

Seine Forschung und Arbeit im Bereich der Informatik entspringen dem grundlegenden Wunsch, moderne Technologie und wissenschaftliche Errungenschaften so zugänglich zu machen, dass jeder davon profitieren kann.

Unit 404

Der technologische Fortschritt hat eine Gegenwart von Wissen hervorgebracht, die sowohl hilfreich als auch verwirrend ist. Ein stetig wucherndes kollektives Archiv kann das Wissen eines Einzelnen im Alltag sowohl erweitern als auch trüben. Wir alle versuchen uns in einer zunehmend chaotischen Landschaft aus Wissen und Kommunikationskanälen zurechtzufinden. Dies eröffnet neue Perspektiven, die von traditionellem Nihilismus bis hin zu starkem Techno-Optimismus erstrecken.

Unit 404 ist ein 2020 gegründetes Kunstkollektiv, das keine falsche Einigkeit in diesen Fragen vorgibt. Die Mitglieder, heute deutschlandweit kreativ tätig, glauben nicht an eine Deutungshoheit, auch nicht innerhalb ihres eigenen Raumes. Im Gegenteil, sie bemühen sich, Diskurse mit künstlerischen Mitteln zu bereichern. Aufgrund ihrer individuellen Hintergründe, die von Sound- und Konzeptkunst über 3D- und Motion Design bis zu Architektur und Medienwissenschaften reichen, variiert ihre Wahl der Mittel und Medien. Ihr Schwerpunkt liegt jedoch auf der Schaffung von Multimedia-Installationen und -Erlebnissen, die mit verschiedenen Materialien und Softwares erstellt werden, sowie auf der Entwicklung eines stabilen ideologischen und philosophischen Fundaments, auf dem ihre Arbeiten basieren.

Darunter fallen beispielsweise vergangene Installationen wie "Ein Haus, ein Pool" (89. Herbstausstellung, Kunstverein Hannover) oder "VisP-Engine" (Drogerie Braunschweig).

Für Unit 404 sprechen:

Gordon Endt, geboren 1996 in Freiburg, Deutschland, ist Medienkünstler und zurzeit wohnhaft in Oldenburg. In seinen Multimedia-Arbeiten mischt er analoge & digital Techniken und kombiniert so Zeichnungen, Videos, Malerei aber auch Skulpturen und KI-Werkzeuge, öffentlich zugängliche Daten und autobiographische Materialien.
Endt hat ein Diplom in Freier Kunst der HBK Braunschweig und einen Master in Visual Arts & Multimedia der Polytechnischen Universität in Valencia.

Jonas Meyburg (*1995) bereichert das Kollektiv neben seinen handwerklichen Fähigkeiten vor allem in den Bereichen Audioengineering, -Produktion, -Mixing und -Recording. Zudem organisiert Jonas die interne und externe Kommunikation des Kollektivs. Er studierte Bildende Kunst an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig, u.a. bei Ulrich Eller, Asa Stjerna und Franziska Windisch mit dem Schwerpunkt Klangkunst und Bildhauerei. Er erhielt 2022 sein Diplom und wurde anschließend 2023 mit einem Projektstipendium ausgezeichnet.
Er lebt und arbeitet in Düsseldorf, Deutschland.

Science x Arts

TIPP

8./9. August 2024

Einweihung des Heinrich Heidersberger Wandbildes und Workshops mit dem Künstlerkollektiv Unit 404.

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