Ich gehe zurück in die Ausstellung und schaue von oben in den Krater, wo das Masthuhn aufgebaut ist. So kann ich das Masthuhn im Ganzen besser sehen. Dann schaue ich auch in sein skelettiertes Auge. Es wirkt sehr lebendig. Das Auge stellt die stumme Frage, wie wir mit einer Kreatur umgehen, die es ohne uns Menschen nicht geben würde. Ein Tier, das in dieser hochgezüchteten Form nur in einer (un-)menschlichen Umgebung eines gigantischen Zuchtbetriebs überleben kann. Auch die Körperhaltung des 7,4 Meter großen Huhns ist für mich nicht majestätisch, sondern erinnert eher an ein kleines Küken, als an einen gefährlichen Dinosaurier.
Tatsächlich haben Hühner eine verblüffend große Ähnlichkeit ihrer genetischen Information zu ihren Ahnen, den Dinosauriern und dem bekannten Urvogel Archaeopteryx. Durch einen Film direkt neben dem Kunstwerk, erfahre ich, wie und warum dieses Kunstwerk von Andreas Greiner erschaffen wurde.
Präzise – ähnlich wie ein Archäologe – ging Greiner bei der Erschaffung seines Kunstwerks vor. Ein Masthuhn, das in einem Betrieb verstarb, wurde in einem Computertomographen der Berliner Charité eingescannt und diese 3D-Aufnahmen anschließend 20fach vergrößert in einem 3D-Drucker in Kunststoff ausgedruckt.
Wie lange die Maschinen wohl gelaufen sind, um die gigantischen Knochen in dieser Größe überhaupt anfertigen zu können?
Was dabei entstanden ist, ist ein sehr wirklichkeitsgetreues Skelett eines Masthuhns. Jedoch in gigantischer Größe.
Direkt neben dem Kunstwerk kann ich einen ausgedruckten Knochen anfassen. Ich sehe die Spuren, die der Druck hinterlassen hat und fühle, dass dieser Knochen ganz seidig ist. Eine außergewöhnliche Erfahrung.
Ich bin beeindruckt und lasse das Kunstwerk noch eine ganze Weile auf mich wirken. Wer es noch betrachten will, muss sich beeilen:
Das Kunstwerk „Monument für die 308“ ist nur noch bis zum 18. Juni im phaeno zu sehen.