Mit Stripper und Rucksack: Wildbienen zählen in Agrarlandschaften

science talk mit

 Dr. Frank Sommerlandt; Wissenschaftler am Thünen-Institut für Biodiversität, Braunschweig

Wie lassen sich Wildbienen in Agrarlandschaften zählen – und warum sollte man das tun?

Wildbienen in Deutschland: Schlüsselakteure der Natur und unserer Landwirtschaft

Wildbienen sind unverzichtbare Helfer der Natur – das ist längst kein Geheimnis mehr. Doch wie steht es um ihre Bestände in Deutschland, und welche Rolle spielt die Agrarlandschaft für ihr Überleben?

Die Bedeutung von Wildbienen für Ökosystem und Landwirtschaft.

Rund 80 % aller Wildpflanzen und etwa drei Viertel der weltweit angebauten Nutzpflanzenarten werden durch Bienen und andere Insekten bestäubt. Wildbienen sichern nicht nur die biologische Vielfalt, sondern leisten auch einen entscheidenden Beitrag zur weltweiten Ernährungssicherheit.

Die Agrarlandschaft ist dabei von zentraler Bedeutung: Sie macht etwa die Hälfte der deutschen Landesfläche aus. Wenn sie reich strukturiert ist – etwa durch Blühstreifen, Hecken und ungenutzte Brachen – bietet sie zahlreichen Wildbienenarten wertvolle Lebensräume. Doch die Intensivierung der Landnutzung bedroht diese Vielfalt.

Wildbienen in Gefahr?

Von den etwa 600 Wildbienenarten in Deutschland gelten rund 50 % als gefährdet, vom Aussterben bedroht oder extrem selten. Über viele Arten wissen wir zudem so wenig, dass ihr Gefährdungsstatus nicht beurteilt werden kann. Angesichts ihrer ökologischen und ökonomischen Bedeutung ist es essenziell, ihre Bestände systematisch zu erfassen. Doch wie lassen sich Wildbienen flächendeckend und regelmäßig zählen?

Innovative Ansätze: Das bundesweite Wildbienen-Monitoring

Am Thünen-Institut für Biodiversität arbeiten Forschende gemeinsam mit Ehrenamtlichen an einem wegweisenden Wildbienen-Monitoring in Agrarlandschaften. Ziel ist es, belastbare Daten über Bestände, Lebensräume und die Auswirkungen landwirtschaftlicher Praktiken zu sammeln. Dabei kommen sowohl klassische Methoden als auch kreative Hilfsmittel wie Beobachtungswürfel, Pollenstripper und Ausflugrucksäcke zum Einsatz.

Diese Ansätze ermöglichen es auch Interessierten ohne große Vorkenntnisse, aktiv mitzuwirken. Der Citizen-Science-Ansatz fördert nicht nur die Datenerhebung, sondern stärkt auch das gesellschaftliche Bewusstsein für die Situation von Bestäubern und trägt zur Umweltbildung bei.

Wie ihr helfen könnt.

Möchtet ihr zum Schutz der Wildbienen beitragen? Die Teilnahme am Wildbienen-Monitoring bietet eine einzigartige Gelegenheit, die faszinierende Welt der Bestäuber zu entdecken und gleichzeitig einen wertvollen Beitrag zur Forschung zu leisten.

Der Beitrag widmet sich den Wildbienen, insbesondere im Zusammenhang mit der Agrarlandschaft, und beleuchtet, warum ihr Wohlergehen uns alle betrifft. Vorgestellt werden innovative Methoden, mit denen Wildbienen deutschlandweit erfasst werden können, sowie konkrete Möglichkeiten, wie jede und jeder zur Datenerhebung beitragen kann.

Der science talk ist eine Kooperation mit Volkswagen Group und wird hybrid in Präsenz und als Youtube-Livestream angeboten, um sie auch einem breiteren interessierten Publikum außerhalb der Region zugänglich zu machen.

  • am Donnerstag, den 6. Februar 2025

  • um 18:30 Uhr, Einlass 18:15 Uhr

  • im phaeno Wissenschaftstheater 

Der Eintritt ist frei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Dr. Frank Sommerlandt

Dr. Frank Sommerlandt studierte von 2005 bis 2010 Biologie an den Universitäten Würzburg und Umeå (Schweden). Anschließend promovierte er über das Lernverhalten und die zellulären Mechanismen der Gedächtnisbildung bei Honigbienen und Hummeln. 

Seit 2019 forscht er am Thünen-Institut für Biodiversität in Braunschweig. Als Teil der Arbeitsgruppe Wildbienen-Monitoring in Agrarlandschaften verantwortet er die Entwicklung und Umsetzung eines bundesweiten Hummel-Monitorings unter Einbindung zahlreicher Ehrenamtlicher.