Gregory Barsamian benutzt die Kunst der Animation und Bildhauerei, um die Betrachter:innen in eine Traumwelt zu entführen. Sie sehen die Verwandlung einer gelben Paste, die aus einer Dose herausgepresst wird. Die Paste wird zu unterschiedlichen Gegenständen bis zu einer Rose, die zerfällt und kurz danach wird die Paste wiedergeboren. Ein endloser Zyklus, den man selbst mit seinen eigenen Gedanken und Träumen füllen kann.
Informationen zu Gregory Barsamian.
Gregory Barsamian wurde 1953 in Chicago geboren. Der Künstler machte seinen Abschluss in Philosophie an der Universität von Wisconsin und lebt derzeit in Brooklyn, NY. Die kinetischen Skulpturen des Künstlers Gregory Barsamian animieren dreidimensionale, reale Objekte in Echtzeit. Bei den Kunstwerken handelt es sich um stroboskopische sogenannte Zoetrope. Karusselle, die sich bei Barsamian nicht nur in der vertikalen Richtung bewegen, sondern seine Figuren sind auf dem Karussell helixartig montiert. So kommt eine weitere Dimension hinzu. Die Figuren bewegen sich deswegen nicht nur nach links oder rechts, sondern auch nach oben und unten und erzählen so längere Geschichten vor dem Auge.
Interview mit Gregory Barsamian.
Wie fühlt es sich an, nach zwanzig Jahren dein Kunstwerk wiederzusehen und im phaeno zu restaurieren?
„Es ist lustig. Denn es ist ein verrücktes Kunstwerk. Und es ist auch heute noch gut, wie es ist! (Er macht eine Pause, um nachzudenken).
Weißt du, es gibt eine logische Seite des Lebens und die ist wichtig. Doch es gibt noch so viel mehr. Nämlich das Unterbewusstsein und Träume. Und das zeigt dieses Kunstwerk. Denn es ist so: Die Logik verbraucht nur einen ganz kleinen Teil unserer Gehirnkapazität. Logik ist wichtig, damit wir z. B. ein Haus errichten können. Aber bei Emotionen benutzen wir viel mehr von unserer Kapazität und das meist im Unterbewusstsein. Diese Emotionen und Träume zeige ich in diesem Kunstwerk und ich rege auch dazu an, darüber nachzudenken.
Ich bin insgesamt glücklich mit dem Kunstwerk. Es macht im phaeno schon sehr lange „seinen Job“.
Willst du Secret life restaurieren oder verändern?
Ich werde es restaurieren. So gut ich kann. Ich habe alte Videos und Fotos davon. Und ich habe die Originalfarben mitgebracht. Aber es ist schockierend, was in zwanzig Jahren mit den Farben auf dem Kunstwerk schon passiert ist. Ein Teil der Ursache ist Dreck und Staub, ein Teil ist Oxidation und die Pigmente sind einfach auch gealtert. Am Ende der Arbeiten wird es wieder frisch und bunt aussehen.
Wie ist das Kunstwerk entstanden?
Ich habe das Kunstwerk vor über 20 Jahren nur für das phaeno gemacht. Es ist einzigartig und steht so nur im phaeno. Ein großer Teil meiner Gedanken war, dass es Kindern gefallen sollte. Aber auch zu unseren Träumen von der Welt passen sollte. Das Kunstwerk muss wie Träume auch keinen eindeutigen Sinn ergeben. So kann es die Fantasie aller Menschen ansprechen.
Ich habe damals daran acht Monate gearbeitet. Zuerst habe ich die „Stories“ der Figuren entwickelt und ausprobiert. Jede einzelne Skulptur ist handgemacht. Das ist das Schicksal eines Künstler, der sein Werk animiert. Ich musste 130 zum Teil sehr ähnliche Objekte herstellen, die sich vor dem Auge langsam weiterentwickeln.
Das Kunstwerk habe ich als Karussell angelegt. Solche Maschinen gibt es viele. Was bei meinem Kunstwerk als Besonderheit dazu gehört, dass die Skulpturen auf den Stangen wie eine Helix angeordnet sind. Es kommt also eine weitere Dimension dazu. Bei einem Karussell fährt man nur einmal im Kreis herum. Das dauert nur ein paar Sekunden. Meine Geschichte werden aber „helixartig“ erzählt. Bewegen sich also auch nach oben und unten. Ich gewinne also viel Zeit, meine Geschichten zu erzählen und zu animieren.
Gibt es andere Kunstwerke im phaeno, die die dich inspirieren?
Ja, ich mag z. B. das Werk von Arthur Ganson sehr gerne. Er ist ein Freund von mir. Sein Werk „kleiner gelber Stuhl“ ist großartig. Ein Werk von meiner Frau Mary Ziegler ist auch im phaeno. Es heißt „Free Radicals“. Wir haben zwei ganz unterschiedliche künstlerische Karrieren verfolgt. Ihr Kunstwerk gibt Einblick in eine kleine chaotische Miniaturwelt (Anmerkung der Redaktion: Es wird auch restauriert werden). Dieses Chaos zu zähmen, hat sie manchmal sehr beschäftigt (lacht).
Wie fühlt es sich an, dass dein Kunstwerk im phaeno steht?
Das phaeno ist der passende Ort für dieses Kunstwerk. Hier herrscht so viel Kreativität und die Mission von phaeno ist gut. Ich bin sehr glücklich damit, wo es ist.
Davy Champion ist als Kurator vom phaeno für dieses Kunstwerk zuständig. Obwohl er fast von Anfang an im phaeno tätig ist, konnte er jetzt zum ersten Mal den Künstler kennenlernen.
„Es ist für mich eine glückliche Fügung. Gregory Barsamian hierzuhaben. Eigentlich haben wir ihn nur angefragt, ob wir selbst das Kunstwerk reinigen und restaurieren dürfen. Da er aber dieses Jahr in Europa ist, hat er gleich angeboten, es selbst zu machen. Deswegen haben wir ihn jetzt hier. Für mich ist dies ein sehr emotionaler Moment, da ich dieses Kunstwerk von Anfang an besonders gern mochte. Es ist mein absoluter Favorit im phaeno.“
Bis zum 18.11.2024
Lernt den Künstler bei uns in der Ausstellung kennen.